Warum Nebenkosten so wichtig sind

Beim Immobilienkauf denken viele zunächst nur an den Kaufpreis. Doch die Nebenkosten können erheblich zu Buche schlagen und machen oft 10-15% des Kaufpreises aus. Eine genaue Planung ist daher unerlässlich, um böse Überraschungen zu vermeiden.

1. Kaufnebenkosten im Überblick

Die wichtigsten Kostenpunkte

Folgende Nebenkosten fallen beim Immobilienkauf an:

  • Grunderwerbsteuer (3,5% - 6,5%)
  • Notar- und Grundbuchkosten (1,5% - 2%)
  • Maklercourtage (3,57% - 7,14%)
  • Finanzierungsnebenkosten
  • Gutachterkosten
  • Versicherungen

2. Grunderwerbsteuer

Höhe nach Bundesländern

Die Grunderwerbsteuer variiert je nach Bundesland:

  • Bayern, Sachsen: 3,5%
  • Hamburg, Hessen: 4,5%
  • Baden-Württemberg: 5,0%
  • Berlin, Brandenburg: 6,0%
  • NRW, Schleswig-Holstein: 6,5%

Fälligkeit und Zahlung

Die Grunderwerbsteuer wird etwa 2-4 Wochen nach dem Notartermin fällig und muss vor der Eigentumsumschreibung bezahlt werden.

3. Notar- und Grundbuchkosten

Notarkosten

Die Notarkosten sind gesetzlich geregelt und betragen etwa 1-1,5% des Kaufpreises:

  • Beurkundung des Kaufvertrags
  • Vollzug der Eigentumsumschreibung
  • Grundschuldbestellung für die Bank
  • Beglaubigungen und Bescheinigungen

Grundbuchkosten

Für die Eintragung ins Grundbuch fallen zusätzlich etwa 0,5% des Kaufpreises an:

  • Eigentumsumschreibung
  • Grundschuldeintragung
  • Löschung alter Grundschulden

4. Maklercourtage

Neue Regelungen seit 2020

Seit Dezember 2020 gilt das Bestellerprinzip:

  • Käufer und Verkäufer teilen sich die Maklerkosten
  • Maximale Gesamtcourtage: 7,14% (inkl. MwSt.)
  • Käufer zahlt maximal 50% der Courtage
  • Ohne Makler entstehen keine Courtage-Kosten

Regionale Unterschiede

  • Berlin, Brandenburg: 7,14% (geteilt)
  • Hamburg, Hessen: 5,95% (geteilt)
  • Bayern, Baden-Württemberg: 3,57% - 7,14%

5. Finanzierungsnebenkosten

Bankgebühren

Bei der Finanzierung fallen zusätzliche Kosten an:

  • Bereitstellungszinsen (nach 6-12 Monaten)
  • Schätzkosten für die Immobilie (300-1.500€)
  • Bearbeitungsgebühren (oft verhandelbar)
  • Kontoführungsgebühren

Versicherungen

Empfohlene Versicherungen ab Eigentumsübergang:

  • Wohngebäudeversicherung: Pflicht bei Finanzierung
  • Hausratversicherung: Schutz des Inventars
  • Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht: Bei Vermietung
  • Restschuldversicherung: Freiwillig, aber teuer

6. Zusätzliche Kosten

Gutachten und Prüfungen

Für eine fundierte Kaufentscheidung empfohlene Gutachten:

  • Baugutachten: 500-1.500€
  • Energieausweis: 100-500€
  • Verkehrswertgutachten: 1.000-2.000€
  • Bodenanalyse: Bei Altlasten-Verdacht

Modernisierungs- und Renovierungskosten

Oft unterschätzte Kosten nach dem Kauf:

  • Sofortige Renovierungsarbeiten
  • Modernisierung der Heizung
  • Neue Küche und Badezimmer
  • Fußbodenbeläge und Malerarbeiten

7. Umzugskosten

Umzugsunternehmen vs. Eigenleistung

Kalkulieren Sie die Umzugskosten mit ein:

  • Professioneller Umzug: 800-2.500€
  • Eigenleistung: Fahrzeugmiete, Helfer, Material
  • Zusatzkosten: Verpackungsmaterial, Versicherung
  • Ummeldungen: Meist kostenfrei

8. Laufende Kosten nach dem Kauf

Betriebskosten

Regelmäßige Kosten als Eigentümer:

  • Hausgeld bei Eigentumswohnungen
  • Grundsteuer
  • Müllabfuhr und Abwasser
  • Strom, Gas, Wasser
  • Internet und Telefon

Instandhaltungsrücklage

Planen Sie für langfristige Instandhaltung:

  • Etwa 1-2€ pro m² Wohnfläche monatlich
  • Für größere Reparaturen und Sanierungen
  • Dach, Fassade, Heizung, Fenster

9. Steuerliche Aspekte

Absetzbare Kosten

Einige Nebenkosten können steuerlich geltend gemacht werden:

  • Bei vermieteten Objekten als Werbungskosten
  • Handwerkerleistungen (20% der Lohnkosten)
  • Haushaltsnahe Dienstleistungen
  • Zinsen für das Darlehen (bei Vermietung)

10. Kostenrechner und Budgetplanung

Beispielrechnung

Nebenkosten bei einem Kaufpreis von 400.000€:

  • Grunderwerbsteuer (6%): 24.000€
  • Notar/Grundbuch (2%): 8.000€
  • Makler (3,57%): 14.280€
  • Sonstige Kosten: 3.000€
  • Gesamt: 49.280€ (12,3%)

Finanzierungstipp

Die Nebenkosten sollten idealerweise aus Eigenkapital finanziert werden, da eine Vollfinanzierung teurer ist.

Fazit: Vollständige Kostenplanung ist entscheidend

Eine realistische Planung aller Nebenkosten ist essentiell für eine erfolgreiche Immobilienfinanzierung. Unterschätzen Sie diese Kosten nicht und planen Sie einen Puffer für unvorhergesehene Ausgaben ein.

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